
Was für ein Name. Es ist halt international. In unserer Sprache sind es die Senioreneuropameisterschaften.
Diese fanden in diesem Jahr vom 15.06. bis 21.06.2025 in Novi Sad (Serbien) mit Diesdorfer Beteiligung statt. Dietrich, Jörg, Herbert, Olaf, Jens und Hummel haben sich verabredet und fuhren „fast gemeinsam“ nach Novi Sad. Bis auf Dietrich haben alle noch nie an einer EM teilgenommen. Die Spannung und die Erwartungen waren also hoch.

Wir fuhren am Samstag, den 14.06.2025, um Punkt 7:00 Uhr erstmal mit einem Auto bei Dietrich in Diesdorf los. Das zweite Auto (Hummel und Olaf) hatten leider etwas Verspätung. Sie kamen nach und holten uns dann in Bratislava auch schon ein. Die Fahrt verlief reibungslos. Am Abend hatte Jens eine Stadtrundfahrt und die Besichtigung von „Cumil“, einem Wahrzeichen von Bratislava, geplant. Diese haben wir dann auch gemeinsam durchgeführt. Nach einem ruhigen Abendmahl ging es dann zurück ins Hotel. Hummel buchte eine Taxifahrt für 3,80 Euro Jens hatte für den Hinweg 35,00 Euro bezahlt (Amateur) und ärgert sich heute noch darüber. Am nächsten Morgen klappte dann die gemeinsame Abfahrt nach einem Naja-Frühstück.

Kurz vor der serbischen Grenze machten wir noch einmal Rast, ab hier hatten wir noch 123 km bis zum Ziel. Es gab eine echte Grenzkontrolle, die für alle ungewohnt war. Wir erreichten nach einiger Zeit unser Ziel. Hummel und Olaf eine Ferienwohnung, der Rest einen Bungalow an der Donau. Es war sehr schön hier.

Am Abend ging es gleich noch zur Akkreditierung und zur Abendveranstaltung im Novisadski Sajam Novi Sad Fair, dem Veranstaltungsort der EM. Zwei große Hallen als Spielstätten und drei kleine Hallen zum Training und „warm up“ waren in der nächsten Woche also unsere Heimat. Am Abend ging es dann an die Donau, mit sehr schönem Ausblick, zum Dinner.

Am Montag ging es für alle mit dem Turnier los. Dietrich (+85) verlor sein erstes Spiel gegen Efisioantonio Pisano (ITA) mit 1:3, was für ein Name. Die Italiener haben es drauf. Sein Gegner aus Deutschland traf leider nicht ein, also 3:0 für Dietrich. Im dritten Spiel besiegte Dietrich den Schweden Svensson nach 0:1 Satzrückstand mit 3:1. Damit erreichte er die Hauptrunde im Turnier. Gut gemacht Dietrich.
Herbert (+75) hatte leider einen rabenschwarzen Tag Er konnte lediglich gegen Serbien einen Satz gewinnen. Gegen Frankreich und Österreich war nichts zu holen. Schade!!!
Bei Jörg (+75) lief es etwas besser. Sein erstes Spiel verlor er 2:3 gegen den Tschechen Ratzovicky. Johann Schnabe aus Österreich schickte er dann mit einem klaren 3:0 vom Tisch. Im dritten Spiel ging es also nun um die Teilnahme an der Hauptrunde. Gegen den Letten Liman verlor er den ersten Satz, um den Zweiten dann zu gewinnen. Der dritte Satz ging mit 13:15 an Lettland. Damit war die Niederlage eingeläutet und es endete 1:3. Damit spielte Jörg in der Trostrunde weiter.
Olaf (+60) spielte in seiner Gruppe drei souveräne Siege ein. Er gab nur gegen einen Ukrainer einen Satz ab. Damit war er nach Dietrich der zweite Diesdorfer in der Hauptrunde. Dies war für den Jungnationalspieler schon ein besonderer Moment. Gut gemacht.
Bei Hummel (+40), ebenfalls Neuling auf internationalem Parkett, war die Aufgabe schon etwas schwieriger. Im ersten Spiel konnte er gegen Serbien sicher mit 3:1 gewinnen. Dem Franzosen Poutout ließ er mit 3:0 keine Chance. Im dritten Spiel gegen Rostohar aus Slowenien lag er schnell 0:2 hinten. Nach einer ordentlichen Ansprache von Jens konnte er auf 2:2 ausgleichen. Der fünfte Satz endete dann knapp 12:10 für Hummel. Allein hätte er das niemals geschafft. Aber wie immer wollte er das nicht so richtig wahrhaben. Egal, 3 Siege bedeuteten Hauptrunde bei der EM. Ebenfalls eine gute Leistung. Damit hatte Diesdorf bereits 3 Spieler im Hauptfeld platziert. Nicht schlecht!!!
Für Jens (+50) ging es erst am Dienstag los. Er musste ja coachen… Ihn traf es jedoch noch schlimmer als Herbert. In seiner Gruppe warteten der Drittplatzierte der WM 2024 in Rom aus Österreich, ein Serbe mit einem Schei…- Schläger, und es könnte gar nicht schlimmer kommen, der spätere Europameister aus Griechenland. Na super. Beste Voraussetzungen für einen guten Start ins Turnier. Lediglich gegen den Serben Stanic konnte ein Satz gewonnen werden. Gegen Vlotinos aus Griechenland war er absolut chancenlos. Das Angriffstempo war ein Porsche. Wahrscheinlich hatte er doch mehr trainiert als Jens. Wahnsinn!!! Der Österreicher Holzknecht reiste mit einer Schulterverletzung an. Da muss doch was gehen, dachte Jens. Mit 0:3 und auch noch schlecht gespielt endete die Vorrunde. Somit nur einen Satz gewonnen. Leichter Frust. Aber, abhaken und weitermachen. Denn am Nachmittag ging es direkt mit den Doppeln weiter.
Es war wie ein Fluch heute. Ich muss nicht extra erwähnen, dass Jens direkt im ersten Gruppenspiel den späteren Europameister vorgesetzt bekommen hat. Ohne Chance und 0:3 ging das Spiel schnell zu Ende. Im zweiten Spiel der Gruppe warteten nun zwei Franzosen auf Jens und seinen Partner, Jerome Zentner aus Hamburg. Und dann kam der erste Sieg des Tages. Glatt 3:0 für das deutsche Doppel. Die Stimmung wurde wieder besser.
Jörg hatte mit seinem Doppelpartner, Jerzy Gluchowski aus Polen, sehr großes Glück. Endlich kam mal etwas Aufregung zu dem so ruhigen und ausgeglichenen Jörg. Jerzy war ein kontrollierter Angreifer. Perfekt für Jogi. Jerzy zieht, Jörg schießt: PUNKT. Genau so verliefen alle drei Vorrundenspiele. Lediglich ein Satz ging 12:14 verloren. Absolute Top-Leistung der beiden Ü75er.
Bei Herbert ist der Fluch leider geblieben. Mit seinem Partner, Hans-Joachim Reichelt, war einfach nichts zu holen. Am Ende stand lediglich ein Satzgewinn gegen die Tschechen zu Buche. Schade Herbert.
Dietrich hatte nur zwei Gruppengegner. Mit seinem Partner Dr. Wolfgang Böhm aus Deutschland konnte er eine der beiden Partien gewinnen und stand somit in der Endrunde. Ganz starke Ü85er.
Auch Olaf hatte Glück mit seinem Schweizer Doppelpartner. Erstens hatte er einen sehr sympathischen Vornamen und zweitens konnte er mit seiner Noppe supergut umgehen. Jens Norden aus der Schweiz und Olaf Köhler aus Diesdorf drehten das Feld nun so richtig auf links. Sie konnten an diesem Tag die Gruppe und zwei weitere Spiele in der Hauptrunde verlustsatzfrei gewinnen. Nicht schlecht.
Mathias hatte auch einen guten Doppelpartner erwischt. Martin Ettwein aus Deutschland hatte eine gute Ballkontrolle und ein gutes Angriffsspiel. In der Gruppe gab es zwei knappe 3:2-Siege gegen die Slowakei und Deutschland sowie eine klare 0:3-Niederlage gegen Slowenien. Damit ging der Tag in der Tischtennishalle zu Ende und der Abend begann im Pub. Alles anständig natürlich.
Am Mittwoch war spielfrei. Hummel und Olaf legten einen Waschtag ein. Genauere Informationen darüber erhaltet Ihr ausschließlich von den Beiden. Ich sage nur „Fairy Ultra“…Die international erfahreneren Diesdorfer hatten einen Ausflug in ein Naturreservat gebucht. Mit einem kleinen Boot ging es in die Botanic. Sehr schön und selten. Im Anschluss ging es noch zum weltberühmten Geigenbauer „Nemec“ und in eine Galerie. Hier setzte sich Jörg aber lieber in die Sonne. Auch schön. Ein gemeinsames Abendessen an der Donau rundete den Tag bei einem schönen Glas Wein ab.

Donnerstag, 3. Wettkampftag
Dietrich eröffnete mit einem 0:3 gegen Italien den Tag. Herberts erster Gegner aus England trat nicht an. 3:0 Sieg, kampflos. Im zweiten Spiel gab es eine 0:3 Niederlage gegen Volodymyr Antonov aus der Ukraine. Jens ging gegen den Slowenen Gajsetzki ebenfalls mit 0:3 unter. Jörg gewann gegen Usikiv aus Finnland überraschend mit 3:1 und verlor dann gegen den Schweizer Revol 0:3. Olaf kämpfte sich nach 0:2 wieder zurück und schaffte den Satzausgleich. Im 5. Satz konnte sich Bilek aus Tschechien schnell absetzen und hatte zum Satzende auch noch etwas Glück. 2:3 bedeutete das Aus im Einzel. Mathias gewann sein erstes Spiel gegen den Franzosen Denfer mit 3:0 und verlor dann gegen den Österreicher Habesohn mit 0:3 im Achtelfinale der Herren/Einzel. Ein sehr guter Erfolg für Hummel. Damit waren alle Diesdorfer im Einzel ausgeschieden.
Am Freitag ging es dann mit den Doppeln weiter. Dietrich und Wolfgang gewannen tatsächlich ihr Achtelfinale mit 3:0. Im Viertelfinale gelang nur ein Satzgewinn und die Slowaken zogen mit 3:1 ins Halbfinale ein. Knapp an einer Medaille vorbeigeschrammt. Dennoch Gratulation. Mit über 85 Jahren bei einer EM teilzunehmen und bis ins Viertelfinale zu kommen ist aller Ehren wert. Super Dietrich!!!
Jörg und Jerzy legten los wie ein Feuerwerk. Mit 3:1 schickten sie England nach Hause. Im Achtelfinale warteten leider zwei alte Bekannte. Wendelin aus der Schweiz und Jaques aus Frankreich, die Endgegner der WM 2023 im Oman waren auch in diesem Jahr nicht zu bezwingen. Aber auch hier Achtelfinale mit Ü75, eine starke Leistung. Gratulation an Jörg!!!
Jens und Jerome verloren 0:3 gegen Serbien. Herbert und Hans-Joachim erging es genauso gegen die Finnen. Es sollte einfach nicht sein.
Hummel und Martin gewannen ihr erstes Spiel mit 3:1 und zogen ins Achtelfinale ein. Hier warteten zwei Norweger. Schnell zogen die Deutschen mit 2:0 in Führung. Das sah so gut aus. Am Ende stand es 2:3. Schade und ebenfalls bis ins Achtelfinale geschafft. Super gemacht Hummel!!!
Nun hatte Diesdorf nur noch ein Eisen im Feuer. Olaf und Jens (aus der Schweiz). Im ersten Spiel warteten zwei Portugiesen. Für diese setzte es ein schnelles 0:3. In der nächsten Runde (Top 16) warteten zwei unscheinbare, deutlich älter wirkende Russen. Mal sehen, was dies so draufhaben. Erster Satz 11:7 für die Deutschen. Nicht schlecht. Aber man konnte spüren, dass das noch nicht alles war. Und so kam es auch. Die Russen machten kaum Fehler und ruck zuck lagen wir 1:2 hinten. Durch leichtes Einwirken von außen und der Umsetzung von Tipps konnte dieses wirklich sehr starke Russenduo mit 3:2 besiegt werden. Durchpusten für alle Beteiligten. Doch es gab keine Pause. Direkt im Anschluss warteten schon zwei Modellathleten aus Schweden. Das gleiche Drama wie zuvor. Mit hilfreichen Informationen gelang auch hier die Wende und der 3:2-Sieg. Dieser bedeutete den Einzug ins Viertelfinale. Wieder ohne Pause ging es sofort weiter. Diesmal gegen zwei Meister-Propper-Engländer. Hier schien die Reise zu Ende zu sein. Angriffspower wie aus einem Maschinengewehr prasselte auf die Deutschen ein. Es stand 0:2 und es schien nichts zu gehen. Doch einer behielt die Ruhe und konnte tatsächlich bei einem Engländer einen Minischwachpunkt erkennen. Jens stellte Olaf und Jens (Schweiz) neu ein. Diese setzten die neuen Erkenntnisse sofort in die Tat um. Ob ihr es glaubt oder nicht. Ritchi und Tim aus England wurden mit 3:2 auf die Tribüne geschickt. Dieser Sieg bedeutete den Einzug ins Halbfinale. Damit verbunden war der Gewinn der ersten Medaille bei einer Europameisterschaft für Diesdorf. Absoluter Wahnsinn. Olaf hat es mal wieder geschafft. Jetzt ist „Eintracht Diesdorf“ auch auf der europäischen Weltkarte des TT vermerkt. Unglaublich, aber wahr!!!

Da dieses Spiel das letzte des Tages war, endete dieser unweigerlich im Pub um die Ecke. Die Diesdorfer und die Schweizer brachten diesen dann zum Beben. Humba Humba Humba Täteré….Das können wir noch besser als Tischtennis. Die meisten im Pub hatten viel Spaß mit uns. Für alle anderen tut es uns etwas leid. Sorry, aber das musste sein…
Am frühen Samstag kam es dann zu erneuten Showdown von Olaf und Jens. England schickte zwei neue Gegner. Paul und Paul lieferten einen Kampf der Superlative. 12:10 (D), 11:9 E, 11:9 (D). Das war alles auf Messers Schneide. Diesmal führten wir 2:1. Doch im 4. Und 5. Satz konnten wir die Engländer nicht mehr halten. Hummel als Coach hatte auch keine richtige Idee. Somit zogen die Engländer ins Finale ein und uns blieb die Bronzemedaille, über die wir uns natürlich riesig freuten. Eine große Gratulation geht an Olaf und an Jens aus der Schweiz. Das war spitze!!!

Den Rest des Tages schauten Olaf und Hummel sich noch die Endspiele aller Altersklassen an und staunten nicht schlecht. Die Senioren haben es echt noch drauf. Jens, Jörg, Herbert und Dietrich besuchten noch die Burg und die Innenstadt von Novi Sad. Nach einem letzten Abendessen an der Donau ging es dann wieder nach Hause. Sonntagabend haben wir uns zur letzten Übernachtung in Bruno (Tschechien) getroffen. Bierchen, Tatar und ab ins Bett. Alle waren platt. Ohne Komplikationen kamen alle am Montag wieder zu Hause an. Das erste Mal mit Medaille für Diesdorf. Diese Reise hat sich aus sportlicher Sicht mal so richtig gelohnt. Wir hatten alle unsere Freude daran. Im nächsten Jahr steht dann wieder eine Weltmeisterschaft an. Diese findet in Südkorea in Gangneung statt. Ich könnte mir vorstellen, dass auch hier wieder Diesdorfer an den Start gehen werden. Bis dahin ist noch etwas Zeit und wir trainieren einfach weiter. Und somit verbleiben wir mit einem dreifachen DIESDORF…den Rest kennt Ihr….
von Jens Hildebrandt